Ein Berg beherrscht die
Landschaft rund um Kemer, dem weltbekannten Urlaubsort an der
türkischen Riviera. Zwischen Antalya und Kumluca kann man ihn
als Teil des westlichen Taurusgebirges sehen und bewundern.
Seine unmittelbare Nähe zur Küste des Mittelmeeres macht ihn
besonders imposant.
Es ist der Tahtali
(gesprochen Tachtale).
Das ist mit 2365 Metern Höhe
auch kein Wunder. Er trägt von November bis in den Juni hinein
eine leuchtende Kappe aus Eis und Schnee und bietet dem
Schwimmer im Meer einen grandiosen Anblick, halt Ostsee- und
Alpen-Feeling an einem Ort. Wo hat man so etwas noch? Da kann
man dem schönen Gedicht von Herrn Tucholsky (Das Ideal) nicht
mehr viel hinzufügen, außer der Tatsache, dass es während
dieser Zeit mehrfach vorkommt, dass Stürme rötlich-braunen
Saharastaub herüberwehen und ihn mit einer
„Sonnenuntergangstünche“ überziehen. Auch verbirgt er sich
gerne vornehm unter einer Wolkendecke nach deren
vormittäglichem Erscheinen man im Sommer fast die Uhr stellen
kann.
Uns hat er es sehr angetan,
stehen wir doch unter seinem direkten Bann (Entfernung unseres
Hauses ca. 8 km, Luftlinie), jedenfalls dem wettermäßigen. Wir
merken am ausfallenden Satellitensignal (ASTRA 19,2°) bereits
frühzeitig, dass sich um seinen Gipfel wieder etwas
zusammenbraut. Deshalb widmen wir ihm diese Webseite, um auch
den geneigten Besuchern derselben an dem erhabenen Anblick
teilhaben zu lassen. Dabei konnten wir auf einen langjährigen
Fundus selbst geschossener Fotos zurückgreifen, die wir
hiermit gerne präsentieren.
Es ranken sich viele Geschichten
um seinen Namen. In der Antike taufte man ihn Olimpos, den
Sitz der Götter. Er ist so mächtig und sein Gipfel war in
damaliger Zeit schier unerreichbar. Dort oben musste sich, den
alten Mythen entsprechend, etwas ganz besonderes abspielen.
Nur gibt es neben unserem „Olymp“ noch etliche andere hohe
Berge gleichen Namens im Mittelmeerraum z. B. auf Zypern.
Natürlich ist dieser Name eng verbunden mit der antiken Stadt
Olimpos, die unweit dieses Berges am Meer liegt und eine
durchaus bemerkenswerte Historie aufweist. Heute findet man
immerhin noch ausgedehnte Ruinenfelder, die den früheren Glanz
dieser Hafenstadt erahnen lassen. Dem Rechnung tragend wurde
die bergige Gegend hinter Kemer früher auch „Olimpos-Gebirge“
genannt. Heutzutage findet man für diesen Bereich den Namen „Beydaglari“,
was soviel wie Herrenberge heißt. Ein ausgewiesenes
Naturschutzgebiet (Milli Parki), welches leider immer mehr schrumpft und so musste auch unser Tahtali dran glauben. Er wurde, nach Aussage des türkischen Alpinismus-Vereins, für 29 Jahre
an ein internationales Investorenkonsortium zwecks Bau und
Betrieb einer Seilbahn verpachtet. Die Folgen sind weithin
sichtbar. Wieder einmal hat der Kommerz über den Naturschutz
gesiegt. Wir kommen später noch einmal darauf zurück.
Zurück zur wahrlich „olimpischen“
Geschichte türkischer Prägung. Diese hält sich so hartnäckig,
dass auch unser Nachbar Mustafa (ja das ist der „UNIMOG-Quäler“) auf seiner Tour Stein und Bein behauptet, dass die
Geschichte der olympischen Spiele hier begann und nicht, wie
fälschlicher Weise behauptet wird, in Griechenland beheimatet
ist. Ich habe mir denn auch die Frage nach etwaig vorhandenen
Sportstätten verkniffen. Am Fuße unserer rauhen Berge dürfte
schon damals kaum genug Platz dafür gewesen sein.
Selbstverständlich verkennen wir
nicht die nachhaltige Wirkung von Sagen und Mythen. Wir können
uns sehr gut vorstellen, dass die Alt-Alt-Forderen, erst
Griechen später Römer, bei Vollmond staunend am Strand von
Olimpos standen und über die lodernden Feuer von Chimära
hinweg den erhabenen Gipfel ihres Olymps erstrahlen sahen. Das
sorgte natürlich für prägende und bleibende Eindrücke. Die
Feuer sieht man heute über solche Entfernungen auch nachts
nicht mehr, aber der Berg, unser Tahtali, der bleibt
beherrschend, zumindest bei klarem Wetter.
Um den heutigen Namen ergründen
zu können haben wir, nach einigen unbefriedigenden Aussagen
Einheimischer, doch bei Langenscheidt nachgeschlagen. Die
Namensgebung schien sich denn auch aus dem türkischen Wort für
Holzbrett (tahta, sprich tachta), die wir schon öfters gehört
hatten, herzuleiten. Nun ja die Hänge sind dicht bewaldet, das
ist natürliches Holz und Bretter hat er auch vorzuweisen,
jedenfalls solche aus Schnee. Da scheint es doch noch etliche
Unstimmigkeiten zu geben.
Noch eine Variante, die direkt
auf Tahtali hinweist, fanden wir in einem türkischen
Vogelführer aus dem Jahre 2005. Dort wird die gemeine
Ringeltaube (columba palumbus) gerade so genannt: Tahtali.
Eine Namensversion, die uns bis dato völlig unbekannt war und
auch von Einheimischen noch nicht benutzt wurde. Na klar,
diese Taubenviecher gibt es überall und besonders beliebt sind
sie auch nicht. Da es hier nicht übermäßig viele davon gibt
und der Berg auch sonst kaum Ähnlichkeiten mit einem
Taubenvogel aufweist, verwerfen wir diese Bezeichnung
gänzlich. Na, jedenfalls haben diese Vögel neuerdings
unendlich lange Sitzgelegenheiten, um auf unseren geliebten
Berg zu k… maalesef.
Doch sachte sachte (der
türkische Hintersinn, der in diesen Worten liegt, ist nicht
rein zufällig gewählt!) da drängt sich noch eine weitere
Variante auf. Erstmalig ist durch unsere unermüdlichen
Sprachforschungen die eigentliche Bedeutung ruchbar geworden.
Das türkische Wort taht (sprich tacht) heißt THRON. Das muß
man sich auf der Zunge zergehen lassen „Thron-Ali“. Mit dem
nun geformten „Thron Alis“ ergibt sich eine sehr einheimische
Erklärung des Namens. Im Olymp, ein Türke! Zugegebener Maßen
eine etwas windig hingebogene Version aber darum nicht weniger
lustig.
Nun zurück zur Wahrheit und zur
angewandten türkischen Grammatik. Boah ey!! nun schließt sich
endlich der Kreis und wir finden eine für uns sehr
einleuchtende Erklärung, die auch noch herrlich den Bogen
zwischen Antike und Jetztzeit spannt. Es bedeuten „taht –
Thron“; „a-li - mit“ so dass sich „mit Thron“ ergibt. Da haben
wir wieder unseren majestätischen Berg und das auch noch mit
THRON. Nun passt alles perfekt zusammen – ein „Berg mit Thron“
- in Mitten der Herrenberge. Das könnte nun der wahre „Olimp“
sein!
Sollten denn auch noch weitere
Interpretationen kursieren, lassen Sie uns diese bitte wissen.
Wir thronen ja nicht über den Dingen und wollen unserem
„Thron“ nicht ungerecht entgegentreten. Also nehmen wir solche
gerne auf.
Hier noch einige Bemerkungen zum
Seilbahnprojekt. Die erste Stufe soll nach etlichen
Verzögerungen nunmehr im Oktober 2006 in Betrieb gehen. Dann
kann man den „Thron“ leicht per „Teleferik“ erreichen. Joe war
es leider nicht mehr vergönnt den Gipfel noch jungfräulich zu
erwandern, aber er träumt weiterhin vom Gipfelsturm zu Fuß.
Sofern klares Wetter herrscht ist der Rundblick nach der
Seilbahnfahrt sicherlich ein erhabenes Erlebnis. Die
Herrenberge, auch die in der hinteren Reihe, grüßen aus der
Ferne und es sind auch welche dabei, die höher als der „Thron“
aufragen!
Es bleibt der bittere
Beigeschmack, dass es trotz aller Beteuerungen der Betreiber
ein ernsthafter Eingriff in die Natur ist, der nun allen
Widerständen zum Trotz Wirklichkeit wird. Bleibt zu hoffen,
dass die Umweltprobleme nicht weiter ausufern und die
Entsorgungskonzepte für Müll und Abwasser internationalen
Standards gerecht werden und das dauerhaft.
Wir würden uns wünschen, dass
alle „Thronbesteiger (-fahrer)“ ein gutes Maß an Rücksicht
gegenüber der Natur walten lassen.
Da wir kontinuierlich am Ball bleiben, natürlich nicht dem
markengeschützten "WM-Leder" (so schön rund Dank Binde?),
sondern am Puls der Zeit, hier noch einige aktuelle
Bemerkungen mit Stand vom 24.06.2006.
1. Ein Thron in den Wolken
Für uns ergibt sich nunmehr noch eine weitere Namensdeutung
für den Tahtali. In den ersten beiden Wochen diesen Monats war
er nämlich mehr wolkenverhüllt denn sichtbar, halt ein "Thron
in den Wolken". Schlechte Aussichten für eine gute Aussicht.
2. Tahtali - Liegt in welchem Park?
Damit wir uns nicht mit den amtlichen Namengebern anlegen
haben wir einige zur Zeit aktuelle Hinweisschilder für den "Milli
Parki" aufgenommen. Es bleibt nunmehr jedem selbst überlassen,
wie und wo er unseren Tahtali in das Naturschutzgebiet der "olimpischen
Herrenberge am Rande der Küste" einordnet.
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Schlucht bei Kuzdere |
Bei Phaselis |
Straßenbauarbeiten-
Weiterfahrt gefährlich und
verboten |
Pflanzen abbrechen,
sammeln und jagen verboten |
Schwimmen gefährlich und
verboten |
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